DAS KROATISCHE KUNSTLIED 2
Vor drei Jahren brachten die Mezzosopranistin Nataša Antoniazzo und ihre ständige Klavierbegleiterin Mia Elezović in der Antes Edition eine Sammlung kroatischer Kunstlieder des 19. Jahrhunderts heraus, die viele Komponisten präsentierte, die bei uns bis dato unbekannt waren. Das neue Album ist die unmittelbare Fortsetzung und enthält Lieder des 20. Jahrhunderts, die allerdings fast durchweg deutlich in der Tradition des vorangegangenen stehen. Und wieder eine Galerie fremder Namen. Mit Ausnahme von Jakov Gotovac (1895-1982), dessen Spieloper Ero, der Schelm eine Zeitlang auch auf deutschen Bühnen sehr populär war, dürfte keiner hier vorher bewußt wahrgenommen worden sein. Das Kennenlernen lohnen sie jedoch alle….
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Das kroatische Kunstlied greift seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts internationale Stilrichtungen auf. Züge der Romantik sind besonders im Liedopus des begabtesten Komponisten dieser Zeit – Vatroslav Lisinski (1819-1854) – ausgeprägt. Im Zeitalter der Moderne (ungefähr zwischen 1890 und 1920) verstärken alle Bereiche der kroatischen Kunst Kontakte mit internationalen Zentren und entwickeln zugleich den für Europa charakteristischen Stilpluralismus. Im Liedschaffen sind neben kroatischen auch poetische Texte aus der ausländischen Literatur vertreten. Die formalen und metrischen Eigenschaften der Textvorlagen führen die Komponisten zu fein abgestufter Vokalität und zu reichen Zwischenbeziehungen des Vokal- und Klavierparts. Letzterer entwickelt neue Möglichkeiten des Klangs oder verläuft in expressiven harmonischen Spannungen. Durch selbständige Motivik erwächst er zu dem gleichberechtigten Partner des Gesangs. Ein Blick auf das Liedrepertoire der kroatischen Moderne zeigt entgegengesetzte Stiltendenzen der Zeit: einerseits Bereicherung der klassisch-romantischen Tradition durch verfeinerte Harmonie und Klang, andererseits Ausbruch zur radikalen Modernität.
Rezensionen
klassik-heute.de 07/2022: »Wieder sind die literarischen Vorlagen der Lieder weit gestreut. Da stehen englische, französische und italienische Dichter neben kroatischen Größen und einfachen Volksdichtungen. Wie schon in der ersten Folge sind die beiden ausführenden Künstlerinnen mit großem Engagement und auch einiger Überzeugungskraft bei der Sache.«